-1-
Unter den Dörfern, die wir im Tale der Marpe finden, wird Großen-
marpe das älteste sein. Alle Anzeichen deuten daraufhin, dass wir
hier eine Siedlung vor uns haben, die schon lange vor Karl dem Gros-
sen bestanden hat.
Den Namen hat das Dorf von der Marpe empfangen, die von Hestrup
kommt und die Gegend entwässert. Marpe heisst Moor = Sumpfwasser
( 1252 Marepe). In der Endsilbe steckt apa, die altdeutsche Bezeich-
nung für Wasser, Gewässer, und das Bestimmungewort mar ist nur eine
Nebenform von Moor.
Unter der einfachen Bezeichnung Marpe tritt nun das Dorf in den
ältesten Urkunden regelmässig auf und wird von den Bewohnern selbst
bis 1600 noch gelegentlich gebraucht. Diese Benennung ruhrt noch aus
einer Zeit her, in der es nur ein Marpe gab. Als später dann ein
zweites Marpe entstand, wurde dieses Lütkernarpe, das alte aber
„Grossenmarpe“ genannt. Jedenfalls bezieht sich das einfache „Marpe“
nachweislich immer auf Grossenmarpe. –
Marpe hat einer gleichnamigen Familie den Namen gegeben, die zu
den Ministerialen des Klosters Corvey gehörte. In einer Urkunde von
1241 wird ein Albert von Marpe genannt, es wird derselbe sein, der
am 14. April 1261 mit seinem Bruder Sigehard von Marpe dem Kloster
Marienmünster Besitzungen in Gundenhem (wust bei Vörden, Kr.Höxter)
verkaufte (Westf.Zeitschrift, Bd. 46 II/147). Um die gleiche Zeit
nennen Herforder Urkunden eine Adalburg von Marpe und ihre Tochter
die Nonne Frehtesht von Marpe, und später, um 1324, wird der Lemgoer
Bürger Engelbert von Marpe mit einem Hofe in Grotenmarpe belehnt.
Von weiteren Gliedern der Familie werden wir noch hören. –
1. A l t – M a r p e
Die ersten Nachrichten über lippische Dörfer bringen vielfach die
Güterverzeichnisse der Klöster. Die Lippe benachbarten Klöster Corvey
Herford und Möllenbeck haben in Lippe reichen Besitz erworben. Hof
um Hof ist ihnen geschenkt worden. Sehr früh haben Corvey und Herford
auch in Grossenmarpe Fuss gefasst. Leider liegen keine Nachrichten
über den Zeitpunkt dieser Schenkungen vor, wir werden aber an das
9. oder 10. Janrhundert zu denken haben. Zuerst wird der Besitz des
Klosters Corvey genannt, in einem Güterverzeichnis aus der Zeit des
Abtes Erkembert (1106 – 1128). Marpe gehörte mit Horn, Walpptessen
(Wallbaumshof), Altendorf (Hornoldendorf) zur Curia (Haupthof) Mein-
berg. Da Corvey der Besitz in Hornoldendorf um 860 und der in Mein-
berg um 980 geschenkt wurde, wird das Kloster den Besitz in Marpe
auch
-2-
auch in dieser Zeit erhalten haben. In Marpe besass Corvey wohl nur
einen Hof, der neben anderen Leistungen 9 Scheffel Hafer zu liefern
hatte. Corvey muss diesen Hof bald darauf verloren haben, da er in
späteren Verzeichnissen nicht mehr aufgeführt wird. Nachzuweisen ist
dieser Hof heute nicht mehr.
Erheblich umfangreicher sind die Nachrichten der Abtei Herford
über den Besitz in Marpe. Da die Nachrichten bis in die Neuzeit rei-
ehen, können wir den Herforder Besitz noch genau bestimmen. Die Klö-
ster legten ihren Besitz in sogenannten Villicationen (Ämter, Verwal-
tungsbezirke) zusammen, die jedesmal aus einer Reihe von Höfen be-
standen. Herford besass 40 Villiccationen, es gehöhrten z. B. zur
Villication Godesberg (b.Bielefeld) 22 und zur Villication Bist (b.
Lemgo ?)7Höfe. An der Spitze einer Villication stand de Villicus
(der Meier), der die Abgaben einzog.
In den ältesten Herforder Verzeichnissen tritt nun eine Villicati-
on Marpe auf. Sie wird nur einige Male genannt. Während die anderen
Villication noch in den späteren Verzeichnissen aufgeführt werden,
verschwindet Marpe aus den Registern, offenbar weil die Villication
Marpe aufgelöst ist. Die Auflösung erfolgte wohl noch vor 1300, die
zu ihr gehörigen Höfe werden aber weiter genannt.
Nach Marpe (Fürstabtei Herford, Münster 1892 S. 67) hatte Marpe
1241 140 Eier und 12 Brote an Herford zu liefern, weiter lieferte
die Villication Marpe – um die gleiche Zeit – Wand, welche „vertine-
bent“ sein muss, nämlich:
Hildebrant Niger (der schwarze) von ,Meine … 10 Ellen oder 20 Denare
der andere Hildebrand von Meine 10 Ellen
Hildewart von Meine 10 Ellen
Wecel von Meine 7 Ellen oder 14 Denare
Ludoff von Meine 7 Ellen
Gertrud von Meine 7 Ellen
Conrat von Meine 10 Ellen
Meine Arnolds Mansus (Hof) 7 Ellen
Meine Hocgers Mangus (Hof) 7 Ellen
Marpe Hermanns Mansus (Hof) 7 Ellen
Worthen Rathards Mansus (Hof) 7 Ellen
Worthen Rencens Mansus (Hof) 7 Ellen.
Daneben steht aus etwas späterer Zeit die Notiz: Es sind drei Mansen
in Meine, einer in Marpe, zwei in Worthen, alle sind verlassen.
Die Villication in Marpe bestand somit aus 6 Höfen und 7 weiteren Fa-
milien, die doch auch wohl Haus und (geringeren) Besitz gehabt haben.
Es